Via dei Frati – Weitwanderung von Caltanissetta nach Cefalù

Via dei Frati Weitwanderung Caltanissetta Cefalù

Fast alle Anfragen, die mich bezüglich Weitwanderwegen in Sizilien erreichen, drehen sich um die Magna Via Francigena. Dabei tauchen immer die gleichen Probleme auf: „Es sind 9 Etappen, aber ich habe nur eine Woche Zeit“ oder „Ich habe von den Hunden gehört, sind die wirklich so aggressiv?“ Anfang Mai war ich auf der fast parallel laufenden Via dei Frati unterwegs und bin begeistert. Der Weitwanderweg ist mehr als eine gute Alternative!

Kurzvorstellung

Der Weitwanderweg Via dei Frati ist eher unbekannt, sowohl in Sizilien als auch bei Touristen. Ins Leben gerufen wurde er 2016 von dem Verein „Amici della Via dei Frati„. Du merkst schon: bei der Namensfindung sind die Wandervereine hier nicht unbedingt kreativ. Startpunkt ist Caltanissetta im Herzen Siziliens. Von hier aus geht es nördlich im Zickzack durch die Madonie Berge bis ans Meer nach Cefalù. Dazwischen liegen 170 km Wanderwege, Forst- und Nebenstraßen, herrliche Ausblicke und hübsche Bergdörfer.

Klassischerweise wird die Via dei Frati in 8 Etappen gewandert, du kannst aber an vielen Stellen abkürzen oder verlängern und die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ist wirklich gut … immer im sizilianischen Kontext natürlich. Die Tagesetappen variieren sehr stark von Tag zu Tag mit 12-25 km. Die Via dei Frati vereint einige religiöse Pilgerorte, wie z.B. Santuario di Belice, Santuario della Madonna dell’Alto oder Santuario di Gibilmanna. Strenggenommen ist die Via dei Frati also ein Puzzle aus vielen antiken Pilgerrouten.

Etappen der Via dei Frati

Tag 1 Caltanissetta nach Marianopoli

⏩24 km 🔼650 m 🔽530 m
Auf dieser Etappe durchwanderst du kein Dorf und es gibt keine Möglichkeit einer Abkürzung. Eine Alternative gibt es dennoch, wenn man den Startpunkt San Cataldo wählt, ein Dorf ca. 5 km von Caltanissetta entfernt. Ich habe mich für diese Alternative entschlossen, weil man auf weniger Straßen wandert. Stattdessen geht es quer durch eine ehemalige Schwefelabbauregion, welche heute ein Naturschutzgebiet ist. Ansonsten sind Distanz und Höhenmeter ähnlich.

Tag 2 Marianopoli nach Resuttano

⏩24 km 🔼470 m 🔽610 m
Auch an diesem Tag durchwanderst du kein Dorf. Es geht quer durch die Getreidefelder. Bei Starkregen über mehrere Tage sollte man bei km 14 die Variante entlang der Straße über Tudìa wählen, weil die Flussquerung kurz vor Resuttano unmöglich wird.

Tag 3 Resuttano nach Polizzi Generosa

⏩25 km 🔼710 m 🔽410 m
An Tag 3 auf der Via dei Frati durchwanderst du gleich zwei Dörfer: Blufi nach 14 km und Castellana Sicula nach 20 km, wo du theoretisch die Nacht verbringen kannst. Bereits bei km 3 gibt es eine Wintervariante, welche die Flussquerung links vermeidet und stattdessen die Brücke rechts nimmt. Die Wintervariante ist aber nur 1 km länger, das heißt du kannst dir ein Bild des Flusses machen und dann ggf. zurückwandern.

Tag 4 Polizzi Gernerosa nach Petralia Sottana

⏩19 km 🔼1.050 m 🔽960 m
Diese Etappe ist etwas kürzer als die vorigen 3 Tage, allerdings sind die Höhenmeter auch um einiges anspruchsvoller. Auch hier gibt es eine Wintervariante, diese bezieht sich aber nicht auf eine Flussquerung, sondern auf die Höhenmeter, weil es an diesem Tag auf 1.800 m geht, was bei schlechtem Wetter keine gute Idee ist. Die Wintervariante ist hingegen nur 12 km lang und vergleichsweise flach. Viele Wanderer kombinieren deshalb Tag 4 und 5 zu einer Tagesetappe. Ich kann die eigentliche Route aber sehr empfehlen: Ich habe den ganzen Tag keine Menschen, aber dafür viele wilde Tiere gesehen.

Tag 5 Petralia Sottana nach Gangi

⏩14 km 🔼430 m 🔽670 m
An Tag 5 der Via dei Frati wanderst du durch Petralia Soprana, allerdings liegen Petralia Sottana und Soprana so nah beieinander, dass es nicht der Rede wert ist (ca. 2 km). Ich persönlich habe Etappe 5 und 6 an einem Tag zurückgelegt und nicht in Gangi genächtigt.

Tag 6 Gangi nach Geraci Siculo

⏩14 km 🔼580 m 🔽250 m
Diese Etappe wirkt recht harmlos, der Anstieg nach Geraci Siculo ist aber nicht zu unterschätzen. Ansonsten gibt es keine Schwierigkeiten zu bewältigen. Ein wirklich schöner Wanderweg. Es werden keine Dörfer durchwandert.

Tag 7 Geraci Siculo nach Castelbuono

⏩22 km 🔼390 m 🔽1.080 m
Nach einem leichten Anstieg am Morgen, fängt der lange Abstieg an. An diesem Tag gibt es keine Alternativen.

Tag 8 Castelbuono nach Cefalù

⏩22 km 🔼800 m 🔽1.150 m
Der letzte Abstieg nach Cefalù geht ganz schön in die Knie. Ich bin direkt nach Cefalù gewandert, es gibt aber auch eine Variante über Isnello, ein wunderschönes Dorf 10 km von Castelbuono. Theoretisch kannst du auch eine Nacht im Koster Gibilmanna bleiben, ca. 5 km von Cefalù entfernt.

Öffentliche Verkehrsmittel

Wer die Via dei Frati komplett wandern will, wird sich glücklich schätzen, dass sowohl Caltanissetta als auch Cefalù einen Bahnhof haben. Aktuell im Jahr 2024 finden auf der Strecke nach Caltanissetta Bauarbeiten statt und es gibt einen Schienenersatzverkehr, welcher direkt auf der Trenitalia Homepage ausgeschrieben ist. Ab 2025 sollte wieder alles normal laufen (wer’s glaubt).

In allen anderen Dörfern wird die Busgesellschaft Saistrasporti dein bester Freund. Sie bietet Busse von Caltanissetta nach San Cataldo, Marianopoli und Resuttano. Von Palermo gibt es Direktverbindungen nach Polizzi Generosa, Castellana Sicula, Petralia Sottana und Soprana, Gangi, Geraci Siculo, Castelbuono, Gibilmanna und Cefalù. Gangi ist außerdem mit Saisautolinee an Enna angebunden.

Die Busse fahren teilweise nur 1–2 mal täglich, aber hey: Jedes Dorf ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden und das erlaubt maximale Flexibilität. Auf der Via der Frati ist somit von zwei bis zehn Wandertagen alles möglich.

Anleitung Via dei Frati

Die Via dei Frati funktioniert sehr ähnlich, wie andere sizilianische Weitwanderwege, mit der kleinen Schwierigkeit, dass die Homepage der Amici della Via dei Frati fast ausschließlich italienisch ist. Auf dieser Seite Contatti e Info kannst du die PDF-Datei mit den teilnehmenden Unterkünften „ospitalità“ einsehen, die GPX Daten herunterladen und das Stempelheft „credenziale“ anfordern. Das Stempelheft wird per Post versendet oder es wird dir in deiner ersten Unterkunft ausgehändigt. Die Stempel findest du entlang des Wanderweges in Kirchen, Gemeinden und auch einigen Unterkünften. Bei Problemen kannst du eine E-Mail schreiben, die Amici der Via dei Frati sind sehr responsive.

Beim Buchen der Unterkünfte solltest du beachten, dass die wenigsten Dorfbewohner Englisch sprechen. Einige Gastgeber haben mir aber stolz erzählt, dass ihre Kinder und Neffen ihnen die Nachrichten übersetzen und es im Endeffekt immer irgendwie geklappt hat. Also nur Mut!

Im Anschluss kannst du eine freiwillige Spende überweisen. Ich habe damit bis nach der Wanderung gewartet. Dann war ich wirklich überzeugt, dass die Freunde mehr als nur das Porto und Papiergeld verdient haben!

Sehenswürdigkeiten

Die Dörfer sind natürlich die hauptsächlichen Sehenswürdigkeiten und ich empfehle stets rechtzeitig im Dorf anzukommen um noch einen Spaziergang und Barbesuch vor dem Abendessen zu schaffen. Von wunderschönen Murales bis zum Barbesitzer, der 30 Jahre in Deutschland gewohnt hat findet man hier so einiges. Abgesehen davon gibt es auch noch Highlights, die selbst von den Dorfbewohnern als solche anerkannt werden:

Das Santuario di Castel Belice passiert man auf der zweiten Etappe der Via dei Frati. Bei meinem Besuch war es leider geschlossen und die Öffnungszeiten scheinen mir etwas vage.
Auf der dritten Etappe passierst du Blufi, welches im Frühling bekannt ist für sein spontanes Tulpenfeld.
Am gleichen Tag gibt es einen kleinen „Umweg“ zur alten Römerbrücke.
Zum Santuario della Madonna dell’Alto wanderst du am vierten Tag. Mit Ausnahme vom 14. August ist es immer geschlossen und ich kann die Wanderung im August nicht empfehlen, deshalb musst du dich wahrscheinlich mit der Aussicht zufriedengeben.
Und noch ein weiteres Kloster wartet auf dich auf der letzten Etappe: Das Santuario di Gibilmanna genießt einen Blick bis zum Meer und hat einen schönen Garten.
Mein persönliches Highlight war der Ausblick von Petralia Soprana auf Gangi mit dem Ätna im Hintergrund. Es ist eines der am häufigsten fotografierten Motive im Inselinneren und ich habe es noch nie so klar gesehen.

Gründe für die Via dei Frati

Keine aggressiven Hunde. Ich habe es schon zuvor erwähnt: Kein einziger aggressiver Hund ist mir begegnet. Die wenigen frei laufenden Hunde waren super lieb und haben schon von Weitem mit dem Schwanz gewedelt. Ein paar unangenehmere Artgenossen waren in ihren Gärten oder an der Leine gesichert und ich hatte zu keiner Zeit Angst, dass ich gleich gebissen werde.

Mehr Natur. Im Vergleich zu anderen Weitwanderwegen wandert man durch eher unbewohnte Gebiete. Das finde ich sehr angenehm. Hand in Hand geht, dass man eher auf natürlichen Untergründen läuft und es weniger Müll gibt. Beachte auch, dass du teilweise den ganzen Tag keine Menschen siehst, aber durchaus wilde Tiere. Die Hirsche und Füchse laufen in der Regel direkt weg. Wenn du Wildschweine triffst, solltest du ein bisschen Krach machen, dann machen die sich auch vom Acker.

Super flexibles Timemanagement. Wer gerne 25–30 km am Tag wandert, schafft den Weitwanderweg gut in einer Woche. Wenn dir das zu viel ist, dann kannst du die ersten beiden Tage weglassen, welche jeweils 24 km lang sind. Wenn du ab Polizzi Generosa wanderst, hast du wahnsinnig viele längere und kürzere Alternativen und kannst den Weitwanderweg deinen Bedürfnissen anpassen. Jedes Dorf ist mit Bussen angebunden (ich kann es selbst noch nicht fassen).

Sehr gut markiert. Ich habe noch keinen Weitwanderweg auf Sizilien entdeckt, welcher so gut markiert ist! Mit wenigen Ausnahmen hätte ich die Route auch ohne GPS gefunden. Das begrüße ich wirklich sehr. Im südlichen Teil der Madonie verläuft die Strecke übrigens identisch zur Via Normanna von Palermo nach Messina. Das hat mich überzeugt, dass ich der Via Normanna eine zweite Chance geben muss und ich einfach nur eine schlechte Teilstrecke gewählt habe.

Klare Empfehlung für die Via dei Frati, Weitwanderung von Caltanissetta nach Cefalù!

Mehr Bilder findest du auf Instagram und Facebook.

2 Kommentare

  1. Stephanie und Frank

    Ciao Raphaela,
    Nachdem wir auf Deinen Blog hin dieses Jahr schon die MVF gelaufen sind, würden wir jetzt am liebsten mit der Via dei Frati weitermachen… Übrigens hatten wir auf der Magna Via Francigena keine wirklichen Probleme mit Hunden. Unserer Erfahrung nach sind viele Gastgeber inzwischen recht fit mit Google Translate. Durch die Freundlichkeit und die ehrlich gemeinte Hilfsbreitschaft kann einem auf Sizilien wahrscheinlich fast nichts passieren 😉

    1. Liebe Stephanie und Frank,
      danke für das Feedback! Wenn alles glatt läuft, dann sagt es mir meistens keiner 😀 Ich bin gespannt wie euch die Via dei Frati gefallen wird!
      Viele Grüße!

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