Mein Weg nach Sizilien

Wenn ich auf Sizilien neue Menschen kennenlerne, dann ist meist die erste Frage gleich nach meinem Namen: „Warum bist du hier?“. Hierbei handelt es sich nicht um eine philosophische Frage, nein. Gemeint ist: „Warum bist du in Sizilien?“ Es erscheint mir somit nur logisch, dass ich meinen Weg nach Sizilien auch gleich zu Beginn in meinem Blog kläre.

Erfahrungsgemäß geben sich die Menschen nicht damit zufrieden wenn ich antworte „Ich bin in Sizilien, weil es mir hier gefällt“. Dann gehen die Menschen direkt davon aus, dass meine Eltern aus Sizilien sind oder, dass ich mich in einen Sizilianer verliebt habe. In meinem aktuellen Wohnort Modica antworte ich oft „Ich bin hier, weil ich hier eine Wohnung gefunden habe“. Dann denken die meisten, dass ich mir eine Wohnung gekauft habe, weil die Immobilienpreise in Modica im Vergleich zu Deutschland sehr günstig sind. Nichts davon war mein persönlicher Weg nach Sizilien. Wenn ich also die Zeit habe, dann erzähle ich gerne die ganze Geschichte.

Mein Weg nach Palermo

Zum ersten Mal kam ich nach Sizilien im November 2019 für ein verlängertes Wochenende. Zu diesem Zeitpunkt lebte ich noch in Kampanien und mit der Fähre konnte ich von dort bequem über Nacht nach Palermo reisen. Die Stadt gefiel mir gut. Am besten erinnere ich mich an die klassische Pasta alla Norma mit frittierten Auberginen und Ziegenricotta begleitet von einem Glas kräftigen Rotwein und an einen Theaterabend im Teatro Massimo, dem größten Opernhaus Italiens.

Ein paar Wochen später kündigte ich meinen Job in Kampanien. Der Grund war, dass ich nochmal reisen gehen wollte. Ich war 29 Jahre alt und die meisten Working Holiday Visa werden nur bis 30 Jahre ausgestellt. Da ich meine Nachfolgerin noch einarbeiten musste, kündigte ich mit vielen Monaten Vorlaufzeit. Als mein Vertrag Ende Oktober 2020 auslief, steckte Italien bereits tief in der Coronakrise. Meine Reisepläne hatten sich erledigt und meine Aussichten auf einen neuen Job in der Tourismusbranche waren gleich null. Ich akzeptierte die Arbeitslosigkeit und schraubte meine Lebenshaltungskosten runter.

Mein Weg nach Cefalù

Im November 2020 kam ich also zurück nach Palermo. Ich hatte hier ein Backpacker Hostel gefunden, in welchem ich für sehr wenig Geld wohnen konnte. Da fast keine Reisenden unterwegs waren und die Angestellten mit Ihren Partnern im Hostel wohnten, fühlte ich mich eher als Teil einer Wohngemeinschaft. Der Winter lief so vor sich hin bis ich schließlich eine Stellenausschreibung für einen deutschen Muttersprachler in Cefalù fand, nur wenige Kilometer östlich von Palermo. Im Februar 2021 zog ich also ins wunderschöne Cefalù.

Mein Weg nach Modica

Sizilien hatte mich mittlerweile gepackt. Nach einem langen sizilianischen Sommer wechselte ich den Job und entschied mich aus dem Homeoffice zu arbeiten und so noch mehr von der Insel zu erkunden. So reiste ich von Januar bis April 2022 durch Sizilien, eine Reise der ich noch einen eigenen Blogartikel widmen werde. Ende April stellte ich dann mit Schrecken fest, dass der Winter nun endgültig vorbei ist und die Tourismussaison los geht. Mit den steigenden Tourismuszahlen, steigen auch die Mietpreise für Ferienwohnungen. Schnellstmöglich suchte ich mir innerhalb einer Woche eine permanente Wohnung und wurde fündig in Modica im Südosten Siziliens. Und hier bin ich jetzt, weil es hier schön ist und hier nette Menschen wohnen und ich mich gerade nicht bewegen will.

Das ist alles. Das ist mein Weg nach Sizilien … bis jetzt. Wenn ich die Geschichte zusammenfasse und niederschreibe, dann kann ich verstehen, dass es absurd klingen mag. Tatsache ist aber, dass jeder einzelne Schritt im jeweiligen Moment total viel Sinn ergeben kann. Es hat sich einfach so gefügt, ohne dass ich sonderlich viel entscheiden musste. Ich hoffe also, dass es genau so weitergehen wird und bin gespannt was Sizilien noch für mich geplant hat.