Madonie Berge Reisebericht

Madonie Berge Reisebericht

Die Madonie Berge sind eine besondere Herzensregion für mich. Während ich in Cefalù lebte, waren sie mein Rückzugsort vom Trubel der Küste (>>> Mein Weg nach Sizilien). In den Madonie führte ich meine ersten Mehrtagestouren in Sizilien durch und in den Bergdörfern hatte ich den ersten Kontakt zur ursprünglichen sizilianischen Lebensart. Obwohl ich die Berge recht gut kenne, waren beim diesjährigen Besuch wieder einige Neuheiten dabei. Komm mit auf meinen kurzen 3-tägigen Reisebericht Madonie Berge!

Die Madonie Berge

Die Madonie sind neben den Nebrodi und dem Ätna der dritte Regionalpark Siziliens und nennen sich auf Italienisch „Parco regionale delle Madonie„. Der Park umfasst ca. 15.000 ha und liegt mittig an der Nordküste der Insel. Der Pizzo Carbonara ist mit 1.979 m der höchste Berg Siziliens, nicht vulkanischen Ursprungs. Man könnte auch sagen, der zweithöchste Berg Siziliens nach dem Ätna. Der Park umfasst insgesamt 15 Gemeinden, welche ALLE sehenswert sind. Hauptort ist Castelbuono mit 8.000 Einwohnern. Der Müll wird hier noch mit Eseln abgeholt. Häufigster Ausgangspunkt ist Cefalù mit 14.000 Einwohnern, welches ich persönlich aber nicht den Madonie Bergen zurechne, da das Leben, die Leute und Traditionen sich sehr von den Bergdörfern unterscheiden.

San Mauro Castelverde und der Abenteuertourismus

Das Dorf liegt auf über 1.000 m und bietet einen einzigartigen Panoramablick auf die Madonie Berge bis zum Tyrrhenischen Meer. Die Anfahrt ist lange und anstrengend. Die einzige Straße ist schmal und in mittelgutem sizilianischen Zustand und spätestens wenn du den Wegweiser Richtung „Buonanotte“ passierst, hast du eigentlich keine Lust mehr. Umso schöner ist die Ankunft auf der gigantischen Piazza, von der aus sich die Altstadt nach oben zieht. Überrascht haben mich die vielen Bars und kleinen Geschäfte (auf jeden Fall vor 13 Uhr besuchen). Auch die Murales von iArtMadonie laden zu einer Entdeckungstour durch die Gassen ein.

In San Mauro Castelverde startet die höchste Zipline Italiens, welche mit bis zu 130 km/h wohl auch die schnellste sei. Ein toller Aufhänger um das Dorf zu besuchen, zumal hier auch die höchste Schaukel Europas geplant ist. San Mauro als Abenteuer-Destination wird abgerundet durch die unterhalb liegende Tiberiusschlucht (Gole di Tiberio). Die Schlucht führt im August wenig Wasser und du kannst „nur“ baden oder eine Schlauchboot-Tour buchen. Im Frühling wird auch Rafting angeboten! Sehenswert ist die Schlucht auf jeden Fall. Der Zugang ist gratis, aber sehr steil! Du solltest fit auf zwei Beinen unterwegs sein.

Isnello und das Observatorium Gal Hassin

Isnello gehört meiner Meinung nach zu den schönsten Dörfern der Madonie. Es ist winzig klein, hat 2 Bars, eine Burgruine, viele alte Menschen und einen direkten Zugang zum Fluss (der später zur Tiberiusschlucht weiterfließt). Beeindruckend ist die Felswandkulisse, die sich direkt hinter dem Dorf hochzieht. Beeindruckend ist auch, dass ich diesen Berg (Monte Grotta Grande) vor 2 Jahren bestiegen habe und es von unten unmöglich aussieht.

Nichts davon war bei meinem Besuch zu sehen, denn es war bereits dunkel und ich war auf dem Weg zum „Osservatorio Gal Hassin„. Die Sternwarte bietet Ganztagesbesuche zu unterschiedlichen Themen an, die sich im Laufe der Saison ändern. An den Sommerabenden werden geführte Sternbesichtigungen mit bloßem Auge angeboten. Außerdem erklären die Astrologen die Arbeit mit dem Teleskop und projizieren dies auf eine Großleinwand. Das Observatorium ist auch mit einer Bar mit Küche ausgestattet. Ich kann den Besuch absolut empfehlen. Einziger Haken ist, dass die Aktivitäten nur auf Italienisch angeboten werden. Der Zufall wollte es, dass für meine Freundin spontan ein englischsprachiger Übersetzer bereitstand. Es lohnt sich also durchaus eine kurze Nachfrage.

Castelbuono und das Ypsigrock

Castelbouono ist so etwas wie die „Hauptstadt der Madonie“ und ein idealer Ausgangspunkt für Entdeckungstouren in den Bergen. Der Ort ist reich an unterschiedlichen Geschäften und Sehenswürdigkeiten. Der Zufall will es, dass ein befreundetes Paar vor kurzem ein Stück Land in der Nähe erworben hat, wo ich campen konnte. Castelbuono wurde von den Byzantinern als „Ypsigro“ gegründet, was so viel heißt wie „Kühler Ort“. Etwas Wahres ist da auf jeden Fall dran. Ich war Mitte August dort und musste mir abends etwas überziehen.

Die Einwohner von Castelbuono, die „Castelbuonesi“ spielen viel mit dem Namen Ypsigro. Bekanntestes Beispiel hierfür ist das Indierockfestival „Ypsigrock„. Das Festival bietet einen bunten Mix aus internationalen Künstlern und kleinen Garagenbands. Highlight ist die Hauptbühne direkt vor der Burg in der Altstadt und der Campingplatz oberhalb von Castelbuono. Von ca. 30 Besuchern im Jahr 1997, hat sich das Festival bis auf ca. 3.000 Besucher im Jahr 2023 gemausert – pro Tag! Im Vergleich zu den 8.000 Einwohnern sind das wirklich beeindruckende Zahlen.

Die Madonie Berge und die Borghi più belli d’Italia

Von den bereits erwähnten 15 Gemeinden der Madonie Berge, zählen 4 zu den schönsten Dörfern Italiens: Gangi, Geraci Siculo, Petralia Soprana und … ja ok Cefalù. Gangi stand ganz weit oben auf meiner To-Do-Liste. Die Fotos der Altstadt mit dem im Hintergrund aufragendem Ätna haben es mir angetan. Meine hohen Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Die Sicht reicht im Sommer natürlich selten bis zum Ätna, aber auch das Dorfleben hat mich nicht überzeugt. Gangi ist eines dieser traurigen Beispiele leerer Museumsdörfer. Ganz im Gegensatz dazu steht Cefalù, welches vom Tourismus geradezu überrannt wird. Eine gesunde Mischung bieten Geraci Siculo und Petralia Soprana, welche mir aus vergangenen Besuchen sehr positiv im Gedächtnis geblieben sind. Diese Dörfer sind auch stark von der Abwanderung betroffen, aber hier findet noch ein halbwegs normales Dorfleben statt.

Titel hin oder her. Alle Dörfer der Madonie Berge sind sehenswert. Meine persönlichen Favoriten sind jedoch Petralia Sottana (unterhalb von Petralia Soprana), Isnello, San Mauro Castelverde und natürlich Castelbuono!

Sant’Ambrogio und ein Reitausflug

Sant’Ambrogio ist ein kleines Dörfchen oberhalb der Tyrrhenischen Küste mit einem tollen Ausblick auf die Rocca di Cefalù – der markante Stadtberg. Besonders bei Sonnenuntergang kann ich die Bar und das Restaurant am Dorfeingang wärmstens empfehlen. Noch besser schmeckt der Aperitivo, wenn du davor einen Reitausflug gemacht hast.

Ich war bereits zum zweiten Mal auf dem Agriturismo Tenuta Luogo Marchese, welche ca. 30 Pferde haben, mit denen sie kurze Ausritte und auch Mehrtagestouren anbieten. Ich kann wirklich nicht reiten, ich sitze alle 3 Jahre mal auf einem Pferd und mir tat nach zwei Stunden Reiten wirklich alles weh. Ein Schmerz, der sich lohnt: der Blick von den Weinbergen zu den hohen Gipfeln bis hin zum Meer ist unbeschreiblich. Die Pferde sind an Anfänger und Kinder gewöhnt und eigentlich muss man sich nur draufsetzen und festhalten. Zum Spaß kann man dem Pferd ein paar Befehle geben, aber es weiß eh besser als du wo es hingeht … Wer weiß, vielleicht schaff‘ ich es doch noch zum Reittraining, damit ich auch mal 3 Tage Madonie Berge auf dem Pferd planen kann!

Mit diesem Blick bin ich morgens aufgewacht und abends eingeschlafen

Fazit Reisebericht Madonie Berge

Eine wunderschöne kleine Rundreise! Ich bin so dankbar, dass ich die Madonie Berge noch ein kleines Stück besser kennenlernen konnte. Wenn es dir etwas vollgestopft vorkommt: Ja, du hast recht. Deswegen bin ich auch immer so fertig, wenn ich aus dem Urlaub nach Hause komme …

2 Kommentare

  1. Hi Raphaela,

    deinen sehr enthusiastischen und detailreichen Bericht zu lesen, ist auf jeden Fall schon mal ein guter Anfang für eine schöne Reise! Danke dafür. Ich wundere mich, wie du so viel in so kurzer Zeit erkunden konntest …

    Liebe Grüße
    Doris aus Xanten

    1. Hallo Doris,

      gut beobachtet! Dass ich so viel in so kurzer Zeit entdecken kann verdanke ich einer ordentlichen Portion Hummeln im Arsch 😉 natürlich hilft auch die Tatsache, dass ich schon oft in den Madonie unterwegs war und dort Kontakte habe, dadurch wird die Reiseplanung optimiert und vereinfacht!

      Viele Grüße, Raphaela

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