Heimweh nach Sizilien

Ein Monat in Deutschland

Der Monat März 2023 ist gezeichnet vom Heimweh nach Sizilien. Ich befinde ich für einen Monat in Deutschland für die Einarbeitung für einen neuen Job. Das ist auf jeden Fall ein guter Grund, um einen Monat in Deutschland zu verbringen. Abgesehen davon, dass ich natürlich total glücklich bin, meine Familie zu besuchen. Seitdem ich in Sizilien gestrandet bin, war ich nie mehr als zwei Wochen von der „Insel“ getrennt. Und ich weiß nicht mal genau, wann ich das letzte Mal einen Monat am Stück in Deutschland war. Beide Welten haben ihre klaren Vorteile und es sollte auf jeden Fall noch ein „Heimweh nach Deutschland“ Artikel folgen. Momentan überwiegen aber die folgenden Gedanken …

Heimweh nach Sizilien
Eine schöne Szene in Petralia Sottana, einem Bergdorf der Madonie

Ich habe Heimweh nach Sizilien, weil ich kein BD in meinem deutschen Bad habe.

Strenggenommen bin ich mit ihm aufgewachsen – mit dem BD. Meine Oma hatte eines und ich wusste nicht so wirklich, wofür es gut ist. Es sieht ein bisschen aus wie ein Waschbecken für Kinder, hat aber die Form eins Klos. Seltsame Mischung. Eine meiner ersten Erinnerungen ist, dass ich mir darin die Füße gewaschen habe bzw. mir die Füße gewaschen wurden. Mein erstes eigenes BD hatte ich dann zur Studienzeit in Südtirol. Das BD war damals Ablagefläche für Klamotten, während ich unter der Dusche stand. In den letzten 6 Jahren in Süditalien und vor allem in Sizilien habe ich mich gut mit dem BD angefreundet. Ich wasche mir immer noch die Füße darin, lege meine Klamotten darin ab und mir sind mittlerweile noch weitere Verwendungszwecke eingefallen, aber ich benutze es tatsächlich auch artgerecht. Erst kürzlich habe ich eine sonst perfekte und erschwingliche Mietwohnung (eine Seltenheit) abgesagt – es gab kein BD.

Outdoor Süditalien
Orangen und Zitronen aus dem Garten sind ein klassisches Mitbringsel

Ich habe Heimweh nach Sizilien, weil in Deutschland keine Zitrusfrüchte wachsen.

Die Insel der tausend Gerüche, Sizilien duftet nach Orangen … ja, ja schon klar, das ist die romantische Sicht auf die sonnenverbrannte Insel. Zitrusfrüchte haben mich nie sonderlich verrückt gemacht. Den klassischen „Spritzer Zitrone“, welchen einige Rezepte verlangen, habe ich immer genervt vergessen.

„Das schmeckt man doch eh nicht auf die Menge“

Orangen waren immer zu viel Arbeit und dann schmecken sie meist nach nix. In Sizilien hatte ich dann keine Wahl. Ständig bekomme ich Zitronen geschenkt, weil alle Massen davon haben. Beim Wandern komme ich an beladenen Orangenbäumen vorbei. Die Mandarine nach dem Abendessen ist Pflicht.

„Oder schmecken sie dir nicht?!“

Mit Zitronen, Orangen und Mandarinen ist es aber nicht getan. Mandarangen, Zitronatzitronen, Kumquats, Grapefruit … die Liste ist endlos. Frischgepresster Blutorangensaft zum Frühstück, Zitronensaft im Tiefkühlfach, Mandarangen zum Wandern und dann bekommt man das schon alles konsumiert!

Lebensart Sizilien
Weißbrot und Olivenöl. Dazu ein Glas Wein. So gut, dass es mir oft als Mahlzeit reicht

Ich habe Heimweh nach Sizilien, weil ich kein Olivenöl finde.

Uff das erste mal Olivenöl im Laden kaufen seit Jahren. Das war spannend. Es gibt alles. Viel mehr Auswahl als in Sizilien. Olivenöl aus Italien, Spanien, Griechenland, Olivenöl aus EU-Ländern, nicht-EU-Ländern und gemischt aus EU und nicht-EU-Ländern, kalt gepresst, mechanisch, vergine, extra vergine, bio, öko …. aber das Olivenöl vom Nachbarn gibt’s nicht.

„Nimm das gute Olivenöl für den Salat“

Olivenöl hatte schon immer eine Sonderstellung in meinem Leben. In Sizilien habe ich mich dann an den Luxus gewöhnt, dass ich für alles das gute Olivenöl benutze. Warum sollte ich auch schlechtes Olivenöl benutzen?! Und ich benutze es in Massen. Warum sollte ich auch wenig Olivenöl benutzen?! Olivenöl ist ein richtiges Suchtmittel geworden und ich benutze es in sämtlichen Lebenslagen. Als Haarkur, als Schuhcreme …

Lebensart Sizilien
Campari Spritz – mein Getränk zum Aperitif

Ich habe Heimweh nach Sizilien, weil ich die Barkultur vermisse.

„Ci vediamo dopo al bar!“ – Wir sehen uns später in der Bar. In der Regel muss mal nicht mal dazusagen, wann und welche Bar. Ist ja irgendwie klar, dass wir uns morgens in dieser einen Kaffeebar treffen, die nicht sonderlich gemütlich ist, aber der Caffè ist der beste und blitzschnell fertig. Vorm Fußballspiel gehen wir in die Fußballbar, da ist das Bier günstig und wir können sogar die Tickets dort kaufen. Ich muss mich nicht mal sonderlich lange dort aufhalten. Ein schneller Espresso oder Aperitif im Vorbeigehen tut’s vollkommen. Ein kurzer Small Talk mit dem Personal oder der einen Person, die immer da ist und dann geht’s wieder weiter. Habe ich das Geld vergessen, dann werde ich eingeladen oder es wird angeschrieben. Amüsant sind ja auch die Horden alter Männer, die den ganzen Tag draußen am Tisch sitzen und schauen was so passiert, ohne irgendwas zu konsumieren.

Wenn das Personal gekündigt wird, dann sind viele dem Personal treu und nicht dem Lokal. Die Kundschaft zieht dann auch um in die nächste Bar. Gute Mitarbeiter sind hier wirklich viel wert. Ich lieb’s.

Schokolade aus Modica
Lieblingsschokolade: Schokolade aus Modica mit Peperoncino

Ich habe Heimweh nach Sizilien, weil es in Modica die beste Schokolade gibt.

In Modica wird die Schokolade noch nach altem südamerikanischen Rezept hergestellt. Die Tradition entstand während der spanischen Herrschaft. Die Zutaten sind Kakaobohnen, Zucker und natürliche Aromen wie z.B. Vanille oder Zimt. Die Schokolade ist grundsätzlich vegan und der Kakaogehalt fängt bei etwa 70 % an. Bei der Verarbeitung beträgt die Temperatur maximal 30 °C, wodurch der Zucker nicht schmilzt und eine sehr knusprige Konsistenz entsteht. Außerdem glitzert die Schokolade und wird nicht in Tafeln, sondern in richtigen Blöcken verkauft. Ich liebe die Schokolade aus Modica und kaufe keine andere mehr. Am besten ist die mit Peperoncino. Die Schokolade kann man übrigens auch in flüssiger Form zu sich nehmen. Dann wird sie in etwas Wasser geschmolzen, sodass eine Art Pudding entsteht. Diesen superschokoladigen „Kakao“ kann man dann löffelnd genießen.

Heimweh nach Sizilien
Der Blick von meinem Balkon, er fehlt mir sehr …

Bald geht’s wieder zurück!

Alles in allem hält sich das Heimweh nach Sizilien in Grenzen. Erst jetzt, in der vierten Woche ist es besonders ausgeprägt. Viel mehr als die einzelnen Dinge vermisse ich meinen Lebensstil allgemein. In Sizilien bin ich einfach mehr draußen und generell mehr unterwegs. Außerdem spreche ich an einem Tag mit vielen unterschiedlichen Menschen. Mehr als in Deutschland. Ich kann aber gar nicht sagen, ob das unbedingt an Sizilien liegt. Vielleicht bin auch ich eine andere, wenn ich das Land wechsle. Ich freue mich schon so, wenn ich nächste Woche wieder zurück in Modica bin!

2 Kommentare

  1. Ich bin erst seit letztem Jahr wohnhaft in Italien, aber das mit den Zitrusfrüchten und dem Olivenöl kann ich jetzt schon mehr als gut nachvollziehen. Unsere Favoriten bisher waren übrigens Mapo, eine Kreuzung aus Mandarine und Grapefruit, die wir leider bisher erst einmal bekommen haben.
    Das Espressotrinken hab ich mir in Deutschland schon vor zig Jahren abgewöhnt, weil man – hat man sich einmal an den italienischen Caffè gewöhnt – die Plörre ab Alpenrand nördlich eh nicht mehr genießen kann…

    Auch an die Bidet-Nutzung hab ich mich inzwischen gewöhnt, würde aber wohl nicht so weit gehen, eine Wohnung deshalb abzulehnen. Dagegen hab ich in Deutschland Wohnungen ohne Badewanne immer sofort ausgeschlossen. Hier fehlt mir die Badewanne immer noch 🙁

    1. Du hast Recht, die Badewanne kommt auf jeden Fall in den „Heimweh nach Deutschland“ Artikel. Aber nicht nur die Badewanne, auch die Menge an Warmwasser und der Wasserdruck 😀

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