Die Via Normanna, zu deutsch Normannenstraße, ist ein sizilianischer Weitwanderweg von Palermo nach Messina. Er durchquert fast den ganzen Norden Siziliens, allerdings nicht an der Küste, sondern quer durch die drei Gebirge: Madonie, Nebrodi und Peloritani.

Das erwartet dich in diesem Artikel:

1. Die Strecke von Palermo nach Messina
Nach meiner wunderbaren Erfahrung auf der Magna Via Francigena von Palermo nach Agrigento, war ich sehr gespannt auf die Via Normanna. Die Via Normanna ist um einiges länger: Sie ist ca. 400 km lang und verteilt sich auf 20 Etappen. Ich denke, dass viele Interessenten zunächst von der Länge abgeschreckt werden. Aus diesem Grund ist die Via Normanna nicht so „bewandert“ wie die Magna Via Francigena. Aufgrund der Streckenführung ergibt sich eine ganz natürliche Aufteilung der Via Normanna von West nach Ost durch die drei Gebirge im Norden Siziliens:

- Madonie von Palermo nach Gangi: 8 Etappen, 140 km
- Nebrodi von Gangi nach Randazzo: 5 Etappen, 110 km oder 4 Etappen, 90 km
- Peloritani von Randazzo nach Messina: 8 Etappen,150 km
Du wanderst aber keineswegs quer durch die Berge oder über sie hinweg. In den Madonie und Nebrodi verläuft die Strecke südlich und in den Peloritani nördlich der Hauptberge. Es ist also durchaus bergig bzw. hügelig, aber eben nicht alpin. Das liegt hauptsächlich an der Geschichte der Via Normanna. Trotz des Namens geht die Route auf die Römer zurück. Die Normannen nutzten die Straße allerdings sehr viel. Vor allem, weil das auf der Strecke liegende Troina die erste normannische Hauptstadt Siziliens war.

2. Kurzbeschreibung der drei Gebirge der Via Normanna
- Die Madonie: Das Gebirge ist ein Regionalpark, mittig an der Nordküste Siziliens gelegen. Die Nordhänge sind hügelig und waldig, die Südhänge felsig und karg. Viele wunderschöne Bergdörfer voller Traditionen und leckerem Essen runden das ganze ab. Sieh auch meinen Madonie Berge Reisebericht.
- Die Nebrodi: Östlich der Madonie kommt eine kleine viel bewirtschaftete Senke und dann geht es auch schon weiter mit den Nebrodi. Manche sagen, dass die Nebrodi, das letzte Stückchen mediterraner Wald in Sizilien seien. Es handelt sich um eine riesige Grünfläche mit Bächen und Seen und fast keinen Menschen. Die Dörfer befinden sich eher an den Waldesgrenzen.
- Die Peloritani: Die nordwestlichen Berge Siziliens werden neben ihren berühmten Nachbarn Ätna und Nebrodi oftmals vergessen – zu Unrecht! Eine wunderbare Berglandschaft, nicht touristisch und mit sagenhaften Ausblicken über die Meere und Berge. Ich bin spätestens seit dem Cammino dell’Anima von Messina nach Tindari ein großer Fan.
3. Auswahl der Strecke
Wie bei allen Weitwanderwege empfehle ich die Auswahl der Start- und Endpunkte anhand der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Palermo und Messina sind beide hervorragend mit Bus und Zug zu erreichen. Die oben vorgeschlagene Aufteilung macht deshalb Sinn, weil auch Gangi und Randazzo gut angebunden sind. Von Gangi fährt Sais Trasporti nach Palermo (über Cefalù) und Sais Autolinee in die andere Richtung nach Enna. Von Randazzo fährt die antike Schmalspurbahn Circumetnea nach Catania. Weitere Dörfer mit guter Anbindung: Bagheria und Villafranca Tirrena (Zug), Caccamo (Autolinee Randazzo), Novara di Sicilia und Castroreale (AST) Beachte das es oftmals keine Verbindungen an Sonn- und Feiertagen gibt.

4. Anleitung Via Normanna
Sobald du dir eine Strecke ausgesucht hast, kannst du dich an die genauere Planung wagen. Genau wie die Magna Via Francigena wird die Via Normanna von den “Amici dei Cammini Francigeni di Sicilia“ betreut. Auf der Homepage, welche nicht gut auf dem Handy funktioniert, kannst du die GPS Daten und das Stempelheft anfordern. Die GPS-Daten sind sehr wichtig, da der Weg nicht überall markiert ist.

Das Stempelheft ist eher eine Spielerei. Auf der Magna Via Francigena haben die Gastgeber danach gefragt, damit man einen reduzierten Preis erhält. Auf der Via Normanna wussten die meisten nicht mal, wovon ich spreche und ich habe mir den Stempel immer in der Gemeinde abgeholt (Comune oder Municipio). Das hat jedes Mal recht lange gedauert, weil auch hier keiner weiß worum es geht und alle neugierig sind. Eine Liste der teilnehmenden Unterkünfte ist auch auf der Homepage zu finden. Eine genauere Anleitung findest du in meinem Artikel Die Magna Via Frangigena. Alle Wanderungen findest du auch in meinem komoot Profil.

5. Mein Fazit zur Via Normanna
Da mir die Via Normanna zu lang ist, wandere ich sie stückchenweise. Zunächst habe ich mich im Oktober 2023 für die goldene Mitte durch die Nebrodi von Gangi nach Randazzo entschlossen. Hauptgrund war, dass ich diese Gegend am wenigsten kannte. Im Dezember 2024 folgte ein Teilstück von Randazzo nach Castroreale durch die Peloritani. Wer Sizilien nicht kennt, dem empfehle ich zunächst die Strecke durch die Peloritani, dann die Madonie und zuletzt die Nebrodi.

Gangi – Randazzo
Ehrlich gesagt hat mich das Mittelstück nicht überzeugt. Ich war sogar enttäuscht, da ich mir von den Dörfern, den Panoramen und der Wegführung mehr erhofft hatte. Die Wege sind einfach zu laufen und meist geht es leicht bergauf oder -ab. Wie oftmals auf der Via Francigena läuft mal viel auf asphaltierten Straßen. Ich langweile mich dadurch recht schnell. Die aggressiven Hirtenhunde sorgen dafür, dass es nicht zu langweilig wird. Besonders in der Gegend um Gangi und Nicosia wird viel Viehwirtschaft betrieben und mit den Hunden ist nicht zu spaßen.

Ich muss aber zugeben, dass ich am ersten Tag mit Fieber zu kämpfen hatte und die ersten drei Tage auch deshalb nicht so angenehm für mich waren. Meine Highlights auf der Via Normanna waren eher punktuell, z.B. die Höhlenburg von Sperlinga, die Cicerone Brücke, das Dörfchen Cerami und die vielen netten Esel und Kühe auf dem Weg. Unschlagbar ist natürlich der Blick auf den Ätna, der dich ständig begleitet.



Randazzo – Castroreale
Im Dezember 2024 wanderte ich vier weitere Etappen der Via Normanna und machte dort weiter, wo ich beim letzten Mal aufgehört hatte: in Randazzo. Als Ziel wählte ich Castroreale, weil es relativ gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebundenen ist (3. Auswahl der Strecke). Wie bereits erwartet, hat mir diese Strecke viel besser gefallen! Die Landschaft ist unberührter und bergiger. Der Blick ist nach wie vor auf den Ätna gerichtet, aber jetzt erscheint auch links das Tyrrhenische Meer und die Liparischen Inseln! Außerdem kommst du in Argimusco vorbei, die wahrscheinlich beeindruckendste Hochebene Siziliens mit mysteriösen Gesteinsformationen.

Ein Bergdorf ist schöner als das nächste. Randazzo hat mit seiner schwarzen Altstadt aus Lava schon gewonnen. Floresta ist das Tor zu den Nebrodi und es gibt wahnsinnig gutes Essen. Montalbano Elicona und Novara di Sicilia gehören zu den schönsten Dörfern Italiens – Borghi più belli d’Italia – und bestechen durch einen sagenhaften Inselblick. In Novara bin ich bereits auf dem Cammino dell’Anima und beim Käserollkontest vorbeigekommen. In Castroreale war ich blöderweise am Mittwoch, als alles geschlossen war. Pluspunkt war, dass ich dadurch das gesamte Dorf vor dem Kiosk kennengelernt habe. Das war lustig.



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Hallo, danke für deinen Kommentar. Cool, geht ja schon morgen los! Der Verein hat keinen festen Sitz, wo du immer jemanden antriffst. Es handelt sich um ein Netz an Freiwilligen, die auf der ganzen Insel verstreut sind.
Hier findest du die Kontakte der Via Normanna: http://www.viefrancigenedisicilia.it/comitati.php?idV=2
Hier die, der Magna Via: http://www.viefrancigenedisicilia.it/comitati.php?idV=1
Die Fabaria wurde erst dieses Jahr fertiggestellt und der Onlineauftritt ist noch nicht up to date.
Die Mazarense ist meines Wissens noch nicht fertig, aber ich lasse mich gerne belehren!
Auch das Online-Kontaktformular funktioniert sehr gut. Ich hatte immer nach wenigen Stunden eine Antwort!
Viel Spaß auf Sizilien und Buon Cammino!
Wie immer sehr interessant geschrieben, so dass auch ich als wenig Wandererin dran geblieben bin 😊👍Complimenti!!!! 🥾🧭🏞️
Danke liebe Katrin 🙂