Hunde in Sizilien

Die Hunde in Sizilien sind immer wieder ein Thema. Vor allem wer gerne wandert und noch dazu alleine (so wie ich), sollte sich vor Reisebeginn unbedingt damit beschäftigen. Im Vorfeld möchte ich gerne klarstellen, dass ich nie einen Hund hatte und keine spezielle Schulung in diesem Gebiet habe. Alles, was ich hier schreibe, basiert auf meinen ganz persönlichen Erfahrungen mit den Hunden in Sizilien in den letzten fünf Jahren. Solltest du bessere Tipps haben, dann freue ich mich sehr über einen Kommentar unter diesem Artikel oder eine Email.

Hunde in Sizilien
Dieser Hund hat viel gebellt und war dann ganz harmlos : )

Warum schreibe ich diesen Artikel?

Falls du noch nie auf Sizilien warst oder falls du hier warst, aber nur Taormina, Cefalù und Syrakus besucht hast, dann stellt du dir bestimmt die Frage, warum ich über Hunde in Sizilien einen eigenen Artikel schreibe. Tatsächlich ist es aber die meistgestellte Frage aller meiner Wanderfreunde und leider auch immer wieder ein Feedback: „Wunderschöne Wanderung, aber DIESE HUNDE in Sizilien!“ Auf den Weitwanderwegen wie z.B. der Magna Via Francigena oder der Via Normanna, aber auch auf Tagestouren habe ich schon viele Hunde getroffen. Außerhalb Siziliens, in der Ukraine oder in Ecuador bin ich weitaus aggressiveren Hunden begegnet. Bis auf zwei kleine Kratzer ist es immer gut gegangen.

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Mit Krabben kämpfen ist besser, als mit Hunden.

Verschiedene Hunde in Sizilien

Hunde sind in Sizilien sehr präsent. Oft haben sie Jobs, wie zum Beispiel Schäferhunde oder Wachhunde und sind gut trainiert. Dann gibt es arbeitslose Hunde, auch Streuner genannt. Und natürlich wären da auch noch die Haustiere, die teilweise aber aus Langeweile zu Wachhunden oder Streunern werden. Damit du weißt, wie du mit den einzelnen Kategorien umgehen sollst, stelle ich dir alle im Detail vor:

Schäferhunde

Die Schäferhunde gehören eher zu einer unberechenbaren Sorte an Hunden in Sizilien. Ihr Job ist es, Schafe zu beschützen und diesen Job nehmen sie sehr ernst. Die Schafe sind dabei in der Regel nicht in einem Gehege, sondern frei unterwegs und werden von ein bis drei Hunden bewacht. Das ist auch nötig, weil die Schafe sonst von Wildtieren oder ungehobelten Menschen weggeschnappt werden. Wenn ich Schafe sehe, dann schlägt mein Gehirn sofort Alarm und ich überprüfe die Situation: Sind die Schafe alleine? Gibt es einen Zaun/Mauer/Abgrund zwischen mit und der Herde? Ist die Herde rechts und links von mir verteilt? Denk immer daran: der Hund wird dir nichts tun, solange du den Schafen nicht zu nahe kommst. Er wird dir auch nicht folgen, weil er dann seine Schäfchen ja im Stich lassen würde. Auf jeden Fall wird der Schäferhund aber sehr viel bellen und eventuell die Zähne fletschen.

Wachhunde

Wachhunde gibt es sehr viele in Sizilien und sie unterscheiden sich stark voneinander. Meist bewachen sie ein bewohntes Haus auf dem Land oder aber eine Scheune/Schuppen mitten im Nirgendwo. Manche sind angeleint, manche in einem Käfig und wieder andere laufen frei herum. Ich finde zunächst immer heraus, ob die Hunde in einem Käfig, in einem gut eingezäunten Grundstück oder an einer Leine sind – und wie lang die Leine ist. Dann können sie dir ja nicht zu nahe kommen. Wenn ein Wachhund Alarm schlägt, dann ist es wichtig zu verstehen, was der Hund beschützen will und sich genau davon fernzuhalten. Es gibt eine unsichtbare Linie, die du nicht überschreiten solltest. Normalerweise kommen auch die Besitzer aus dem Haus und das gibt mir ein besseres Gefühl.

Streuner

Streuner können dir überall begegnen. Es gibt sie sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. In der Regel sind sie alleine oder zu zweit und sind gutmütig. Wahrscheinlich wollen sie nur dein Schinkenbrot oder eine Streicheleinheit. Viele haben auch einfach nur Angst vor dir und laufen weg, insbesondere wenn sie in der Vergangenheit misshandelt wurden. Streuner werden nur dann zum Problem, wenn sie sich in einer bestimmten Straße aufhalten, wo andere Hunde abhängen und sie sich zu einem Rudel zusammentun. Das passiert aber in bewohnten Straßen, d.h. es gibt Menschen auf den Grundstücken, die dir helfen können oder passierende Autos, die dich ein paar Meter mitnehmen können.

Haustiere

Nur weil ein Hund ein Haustier ist, heißt das nicht, dass er erzogen ist. In eine Hundeschule zu gehen, ist sehr untypisch in Sizilien. Viele Hunde werden für die Kinder angeschafft, weil sie süß sind und werden dann im Erwachsenenalter vernachlässigt, weil sie lästig werden. Viele Hunde werden auch kurz vor den Sommerferien ausgesetzt, weil es zu teuer oder anstrengend ist mit dem Hund. Das erklärt die Streuner in Sizilien. Die meisten Hunde sind auch nicht sterilisiert, weil es günstiger ist, die Welpen zu töten. Es tut mir leid, dass ich so harsch sein muss, aber das ist die Realität. Der Gedanke, dass man es sich gut überlegen muss, ob man einen Hund haben will oder nicht, ist bei den meisten noch nicht angekommen.

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Ich mag ja Katzen viel lieber ; )

Wie kann ich die Hunde in Sizilien besser verstehen?

Nur weil die Hunde in Sizilien bellend auf dich zulaufen, heißt das nicht, dass sie dir Böses tun wollen. Wedelt er währenddessen mit dem Schwanz? Dann ist er wahrscheinlich nur neugierig, wer da kommt und du musst keine Angst haben. Ein freundliches „Hey, ciao“ klärt das oft. Wenn ich dann merke, dass der Hund nur unsicher ist, dann gehe ich in die Knie und locke ihn zu mir und schon schließen wir Freundschaft. Eindeutige Warnsignale sind Knurren, Zähnefletschen, angespannter, fast versteinerter Körper oder ein eingezogener Schwanz. Das ein oder andere habe ich mir auch bei der Internetrecherche erarbeitet, z.B. bei Ein Herz für Tiere.

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Esel sind immer ohne Hund!

Hunde in Sizilien – Wie soll ich mich verhalten?

  1. Versuche nicht, dich anzuschleichen. Der Hund wird dich ohnehin bemerken. Besser ist es, er sieht dich früh genug. Wenn er sich erschreckt, ist es nur schlimmer. Ich mache gerne ein bisschen Lärm, wenn in eine Gegend komme, wo ich Hunde vermute.
  2. Überprüfe die Situation. Um was für einen Hund handelt es sich? Was bewacht der Hund? Wie verhält sich der Hund? Sind andere Menschen anwesend?
  3. Bewege dich langsam aber sicher weiter. Mache keine hastigen Bewegungen. Nicht weglaufen! Mache einen Bogen um den Hund und bringe evtl. einen Gegenstand zwischen euch, z.B. dein Fahrrad oder deinen Rucksack.
  4. Halte den Hund ständig im Blick. Das gilt besonders, wenn du schon am Hund vorbei bist oder umdrehen willst. Viele denken, sie hätten die Gefahr überwunden und werden dann von hinten angegriffen, also rückwärts weggehen und nicht direkt in die Augen blicken.
  5. Sprich mit dem Hund. Dein Tonfall sollte weder aggressiv noch ängstlich sein. Sei selbstbewusst und ruhig. Das italienische „Basta“ also „Es reicht“ funktioniert gut.
  6. Bewaffne dich notfalls. Ich hebe manchmal Steine auf oder tue nur so, als würde ich das tun. Wirklich einsetzen solltest du aber diese aber nur, wenn der Hund dich angreift. Andernfalls läufst du Gefahr, dass du ihn durch deinen Angriff noch aggressiver machst.
  7. Wenn es gar nicht geht: Checke deine Karte, ob du die Stelle ggf. umgehen kannst. Rufe nach Hilfe, wenn du in einer bewohnten Gegend bist. Halte ein Auto auf, falls du auf einer Straße bist.
Hunde in Sizilien

Ich hoffe wirklich sehr, dass ich dir mit meinen Erfahrungen weiterhelfen konnte und du bei deiner nächsten Begegnung mit einem Hund in Sizilien entspannter mit der Situation umgehen kannst. Ich weiß, dass es leichter gesagt ist als getan: auch ich bin jedes Mal angespannt, wenn ich ein Bellen höre oder Schafe sehe. Wenn du die Situation aber gut im Blick behältst und dich richtig verhältst, dann ist es mehr als unwahrscheinlich, dass dich der Hund angreifen wird!

Frohes Wandern mit oder ohne Hunde in Sizilien!

4 Kommentare

  1. Ich wünsche mir mehr davon, am besten ein Buch oder einen Podcast von dir! Es gibt viele, die über Sizilien schreiben, aber wenige, die sich wirklich mit der Insel und dem täglichen wahren Leben beschäftigen.

    1. Liebe Katrin, ein Buch?! Ok ich diktiere und du schreibst 😀
      Dankeschön für das Feedback <3

  2. Liebe Raphaela, vielen Dank für den Artikel 🙏. Ich habe vor zwei Tagen meine erste Erfahrung mit Hunden in Sizilien gemacht (San Teodoro, zwischen Marsala und Trapani) 🙈. Zuerst kam da ein einzelner Kläffer, der hat mich nur abgebellt aber in Ruhe gelassen. Als ich das zweite Mal an dieser Stelle vorbeikam (auf dem Rückweg), waren es schon drei Hunde, die zuerst bellend und dann knurrend mir entgegen liefen. Da stand ein einsames Wohnmobil, kein Besitzer war vor Ort. Für solche „Notfälle“ habe ich ein Ultraschallgerät dabei, das Hunde abschreckt (sehr hohe Frequenz). Hat auch genützt, die drei Hunde blieben auf Abstand. Aber während ich die drei im Auge behalten konnte hat sich ein vierter von hinten genähert und mich in die Wade gebissen. Ein seeeehr lautes und energisches „BAASTAAA“ hat dann eine gewisse Wirkung gezeigt und sie sind mir nicht weiter gefolgt. Ich hatte grosses Glück, ausser einer ramponierten Wanderhose und einem inzwischen blauen Gebissabdruck in der Wade ist nichts passiert. War aber ziemlich ungemütlich!!
    Die Ultraschallgeräte sind wirkungsvolle Hilfsmittel gegen einen einzelnen Hund, bei einer Umzingelung von vier Hunden nützt es aber auch viel!
    Künftig werde ich zur Abwehr meine Wanderstöcke dabei haben, hoffe aber von weiteren Attacken dieser Art verschont zu werden 🙏🙈😉.

    1. Liebe Renata,
      danke für das ausführliche und wertvolle Feedback. Das hilft bestimmt vielen Wanderern weiter. Ich hoffe deine Wade und deine Nerven haben sich in der Zwischenzeit erholt!
      Liebe Grüße, Raphaela

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